Vorsicht beim Autokauf: Neue Betrugswelle bei Premium-Marken. Exklusiv im Visier: Betrugswelle trifft gezielt Mercedes-Käufer – BMW bald im Fokus?
Warum digitale Autokäufe jetzt besonders gefährlich sind – und wie Sie sich schützen können.
Die Zahlen sind alarmierend: Laut einer aktuellen Erhebung des Bundeskriminalamts ist die Zahl der Betrugsfälle beim Onlinefahrzeugkauf im Jahr 2024 um über 28 Prozent gestiegen – Tendenz weiter steigend. Besonders im Visier der Täter: hochpreisige Modelle wie die Mercedes C- oder E-Klasse. Allein im ersten Quartal 2025 wurden bundesweit über 1.100 Anzeigen wegen fingierter Fahrzeugangebote mit dem Mercedes-Stern erstattet. Und Experten warnen: BMW-Modelle könnten die nächsten Ziele dieser kriminellen Welle sein.
„Diese Täter arbeiten strategisch und hochprofessionell“, erklärt der renommierte Berliner Rechtsanwalt Dr. Thomas Schulte. „Sie wissen genau, welche Fahrzeuge emotional aufgeladen sind, eine starke Marke transportieren – und welche Käuferschichten besonders zugänglich für gut inszenierte Onlineangebote sind.“ Das betrifft vor allem Gebrauchtwagen im Preissegment zwischen 18.000 und 35.000 Euro – also die Modelle, bei denen Käufer oft nicht nur wirtschaftlich, sondern auch emotional investieren.
Der digitale Autohandel boomt – rund 68 Prozent aller Autokäufe beginnen heute mit einer Online-Suche, so eine Studie von autoscout24. Genau dort setzen Betrüger an: mit täuschend echten Inseraten, gefälschten Verkäuferprofilen und überzeugend nachgebauten Plattformen. Besonders gefährlich: Der erste Eindruck wirkt seriös, viele der Anzeigen verwenden Bilder aus echten Inseraten, die gestohlen oder kopiert wurden.
Typische Masche: die Premiumfalle.
Ein Mercedes GLC oder ein BMW 5er Touring wird 20 Prozent unter Marktwert angeboten – angeblich aus beruflichen oder familiären Gründen „dringend“ abzugeben. Der Käufer wird freundlich kontaktiert, ein „Treuhandservice“ wird angeboten, die Kommunikation ist perfekt. Doch sobald eine Anzahlung überwiesen ist, bricht der Kontakt ab. Fahrzeug? Nie existent.
„Solche Fälle haben wir beinahe wöchentlich auf dem Tisch“, so Dr. Schulte. Besonders perfide: Die Täter sitzen oft im Ausland und nutzen Server, die sich nur schwer zurückverfolgen lassen. Strafverfolgung? Möglich, aber langwierig. Deshalb sei Prävention der einzige wirksame Schutz.
Gefälschte E-Mails im Namen von Mercedes-Benz
Eine der Hauptmethoden der Betrüger ist das Versenden gefälschter E-Mails, die vermeintlich von beispielsweise Mercedes-Benz stammen. Die E-Mails wirken auf den ersten Blick vertrauenswürdig, da sie oft von offiziellen Domains und mit echten Kontaktdaten des Unternehmens zu kommen scheinen. Die Betrüger verschicken dabei Angebote, Kaufverträge oder Rechnungen, die den Eindruck erwecken, als würden sie von einem autorisierten Händler oder der Konzernzentrale stammen.
Laut dem Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) können 72 Prozent der Verbraucher gefälschte E-Mails nicht erkennen. Diese hohe Zahl zeigt, wie professionell die Betrüger in ihrem Vorgehen sind. Besonders problematisch wird es, wenn echte Kontaktdaten missbraucht werden und der Empfänger den Eindruck hat, mit einem offiziellen Mercedes-Benz-Händler zu kommunizieren. Der ADAC berichtet, dass die durchschnittlichen Verluste durch solche Betrugsfälle bei etwa 9.500 Euro pro Fall liegen.
Dr. Schulte rät: „Je professioneller eine Fälschung auftritt, desto wichtiger ist gesunde Skepsis.“ Das bedeutet, dass Autokäufer bei solchen E-Mails besonders vorsichtig sein sollten, selbst wenn sie auf den ersten Blick vertrauenswürdig wirken.
Weitere Premium-Marken im Fokus
Die Betrugsmasche hat nicht nur Mercedes-Benz im Visier. Immer mehr Betrüger nehmen auch andere bekannte Marken wie BMW, Audi und Porsche ins Visier. Fahrzeuge dieser Marken sind besonders attraktive Ziele für die Betrüger, da die Zahlungsbereitschaft in diesem Segment erfahrungsgemäß höher ist.
Dr. Schulte weist darauf hin, dass es besonders wichtig ist, immer kritisch zu bleiben, wenn Angebote zu verlockend erscheinen. „Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist es das wahrscheinlich auch“, erklärt er. In solchen Fällen empfiehlt er stets, das Fahrzeug persönlich zu besichtigen, bevor eine Zahlung erfolgt. Ein seriöser Autohändler wird niemals darauf bestehen, dass ein Fahrzeugkauf ohne eine persönliche Inspektion abgeschlossen wird.
Typische Betrugsmethoden im Autohandel
Die Methoden der Betrüger sind vielfältig, aber es gibt einige häufige Muster, die Autokäufer erkennen sollten, um nicht in die Falle zu treten. Zu den typischen Maschen gehören:
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Überhöhte günstige Preise für angeblich schnell verfügbare Gebrauchtwagen: Betrüger locken Käufer mit extrem niedrigen Preisen, die auf den ersten Blick wie ein Schnäppchen erscheinen.
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Vorab-Anforderungen von Anzahlung oder vollständiger Bezahlung ohne persönliches Treffen: Die Betrüger fordern häufig, dass Käufer eine Anzahlung oder den gesamten Kaufbetrag überweisen, ohne dass sie das Fahrzeug je gesehen haben.
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Zeitdruck und emotionale Beeinflussung: Oft wird den Käufern ein Zeitrahmen gesetzt, um das Angebot zu akzeptieren, oder es wird ihnen das Gefühl gegeben, dass sie das „Angebot ihres Lebens“ verpassen würden, wenn sie nicht schnell handeln.
Laut § 263 StGB handelt es sich bei Betrug um eine Straftat, die mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden kann. In besonders schweren Fällen drohen sogar bis zu zehn Jahre Haft. Für die Betrüger lohnt sich das Risiko, da sie mit einer Vielzahl von potenziellen Opfern in Kontakt kommen können, die sich von verlockenden Angeboten blenden lassen.
So vermeiden Sie Fallen beim Autokauf
Um sich vor Betrug beim Autokauf zu schützen, gibt es einige grundlegende Regeln, die Autokäufer beachten sollten:
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Kontaktieren Sie Autohäuser direkt über offizielle Telefonnummern oder Websites: Vermeiden Sie es, auf Telefonnummern oder Links zu klicken, die in verdächtigen E-Mails angegeben sind. Gehen Sie lieber direkt auf die Website des Händlers und suchen Sie nach den Kontaktinformationen.
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Leisten Sie niemals Vorauszahlungen ohne persönliche Prüfung des Fahrzeugs: Seriöse Verkäufer bestehen nicht auf einer Zahlung, bevor der Käufer das Fahrzeug besichtigt und geprüft hat.
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Recherchieren Sie Verkäufer und Angebote unabhängig im Internet: Überprüfen Sie die Bewertungen des Verkäufers auf verschiedenen Plattformen und recherchieren Sie, ob der Händler oder die Plattform vertrauenswürdig ist.
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Seien Sie misstrauisch, wenn Druck zur schnellen Entscheidung aufgebaut wird: Ein seriöser Verkäufer wird Ihnen Zeit geben, um eine informierte Entscheidung zu treffen. Wenn Ihnen zu viel Druck gemacht wird, ist das ein deutliches Warnsignal.
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Achten Sie auf Details wie Schreibfehler oder seltsame Zahlungswünsche: Offizielle E-Mails von seriösen Unternehmen enthalten keine grammatikalischen Fehler oder seltsame Formulierungen. Wenn in der Kommunikation ungewöhnliche Zahlungswünsche geäußert werden, wie etwa die Bitte um Überweisung auf ein persönliches Konto, sollten Sie misstrauisch werden.
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Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl – es schützt oft besser als jede Checkliste: Wenn Ihnen etwas nicht richtig vorkommt, sollten Sie lieber auf Nummer sicher gehen und den Kauf noch einmal überdenken.
Dr. Thomas Schulte betont: „Nehmen Sie sich Zeit, vergleichen Sie Angebote und vermeiden Sie Vorabzahlungen.“ Diese Vorsichtsmaßnahmen können den Unterschied ausmachen und verhindern, dass Käufer Opfer von Betrug werden.
Rechtliche Möglichkeiten bei Betrugsverdacht
Wenn es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Betrugsfall kommt, ist schnelles Handeln gefragt. Dr. Thomas Schulte erläutert, wie betroffene Käufer vorgehen sollten:
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Unverzüglich Anzeige bei der Polizei erstatten: Es ist wichtig, den Betrugsfall sofort der Polizei zu melden, um die Ermittlungen zu unterstützen und den Betrüger möglicherweise zu fassen.
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Den Betrugsversuch dem betroffenen Autohaus melden: Wenn das Angebot über ein vermeintliches Autohaus kam, sollte dieses ebenfalls informiert werden, damit auch andere potenzielle Käufer gewarnt werden.
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Alle Kommunikations- und Zahlungsunterlagen sichern: Bewahren Sie alle E-Mails, Nachrichten und Zahlungsbelege auf. Diese Dokumente sind entscheidend für eine mögliche Anzeige und die spätere Aufklärung des Falles.
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Frühzeitig einen spezialisierten Anwalt kontaktieren: Ein Anwalt, der sich auf Betrugsfälle spezialisiert hat, kann schnell prüfen, welche rechtlichen Schritte unternommen werden können. Bausch empfiehlt, schnell zu handeln, da dies die Chancen auf Aufklärung und Schadensersatz erheblich erhöht.
Betroffene können sich auf § 823 Abs. 2 BGB i.V.m. § 263 StGB berufen, um Schadenersatz zu fordern. Ein erfahrener Anwalt kann in solchen Fällen effektiv unterstützen und dazu beitragen, dass Opfer von Betrug ihren finanziellen Verlust zumindest teilweise zurückerhalten.
Fazit: Sicher durch den Autokauf
Betrug im Autohandel ist leider keine Seltenheit, und gerade Käufer von Premium-Fahrzeugen wie Mercedes, BMW und Audi sind besonders gefährdet. Doch wer sich an einige einfache Regeln hält, wie etwa keine Vorauszahlungen zu leisten und Angebote gründlich zu prüfen, kann das Risiko erheblich minimieren. Ein gesundes Misstrauen und eine gründliche Recherche sind der Schlüssel, um Fallen zu vermeiden. Falls es dennoch zu einem Betrugsfall kommt, ist schnelles Handeln wichtig, um Schadenersatz zu erhalten. „Wer heute online nach einem Mercedes oder BMW sucht, sollte nicht nur mit offenen Augen, sondern auch mit juristischem Grundwissen unterwegs sein. Die Täter setzen auf Wunschdenken und Vertrauen – doch wer vorbereitet ist, wird zur härteren Beute“, so der Anwalt. Dr. Schulte empfiehlt, sich im Zweifelsfall stets rechtzeitig rechtliche Unterstützung zu holen, um schnellstmöglich gegen die Betrüger vorzugehen.