Architektur / Pixabay

Cobold – Anleihen spielen den Anlegern einen Streich – Colibri – Anleihen zeigen sich flügellahm

Die Pleite der US-Bank Lehman Brothers zieht weite Kreise. Wir berichteten bereits von den Auswirkungen, die für Zertifikate entstanden sind, für die Lehman Brothers einzustehen hat. Nun stellt sich heraus, dass auch weitere Produkte von ganz anderen Unternehmen von der Misere betroffen sind. Sechs der so genannten „Cobold“-Anleihen der DZ Bank bereiten den Anlegern hier massive Probleme und auch eine „Colibri“-Anleihe der Commerzbank hat in Folge der Insolvenz von Lehman Brothers massiv an Wert verloren.
Am Fall der 82 jährigen Frau Werner, die sich vor kurzem bei den Rechtsanwälten meldete, lassen sich die Probleme dieser Anleihen besonders gut darstellen. Frau Werner musste nämlich von ihrem Bankberater erfahren, dass die als lukrative Anlagemöglichkeit verkaufen Anleihen plötzlich um 90% an Wert verloren hatten. Wie kann das sein, fragt sich da nicht nur Frau Werner?

 

Hintergrund des Wertverlustes ist die Tatsache, dass die Rückzahlung und der Coupon der Cobold-Anleihen und der Colibri Anleihe an die Zahlungsfähigkeit verschiedener Banken gekoppelt war. Mit unter diesen Banken war auch Lehman Brothers als Kreditinstitut aufgeführt.

 

Die Cobold- und Colibri-Anleihen sollten eigentlich für die Anleger höhere Zinsen als Standardanleihen bieten. Dafür mussten die Anleger aber auch ein höheres Gesamtrisiko in Kauf nehmen. Das Problem bei den Anleihen bestand nämlich darin, dass bereits im Falle eines Falles nur eines Kreditinstituts bereits erhebliche Verluste entstehen.

 

Beispiel: DZ Bank – Cobold 74

Den Anlegern wurde ein Coupon in Höhe von fünf Prozent bis zum Laufzeitende im Juni 2012 geboten. Voraussetzung war allerdings, dass keine der US-Banken Goldman Sachs, JP Morgan, Lehman Brothers, Merrill Lynch und Morgan Stanley ein Kreditereignis anmeldet. Also schloss der Anleger quasi eine Wette auf die Kreditwürdigkeit der o. g. Bankhäuser ab.  Durch die Pleite der Lehman Brothers wurde diese Wette quasi von den Anlegern verloren. Die Zinserwartungen wurden daher nicht erfüllt. Vielmehr verlor die Anleihe insgesamt ca. 90% an Wert.

 

Die Banken müssen sich nun an ihren Anleger mit einer so genannten Pflichtmitteilung wenden und über die Auswirkungen der Finanzkrise informieren. Kunden von DZ Bank und Commerzbank müssten somit Informationen darüber erhalten haben, wie sich die Finanzkrise auf Ihre Anleihe ausgewirkt hat. Welchen Ausgleich die Bank anzubieten hat, hängt von der jeweiligen Anleihe ab. Auf jeden Fall sind erhebliche Verluste und Abschläge zu befürchten.

 

Über die Risiken bei Cobold-Anleihen wurden viele Anleger von Ihrer Bank nicht aufgeklärt. Dies stellt einen Beratungsfehler dar, weil schon am 19. Mai 2005 die FAZ wie folgt über die Anleihen berichtete: „Im Volksglauben ist ein Kobold ein wohlwollender Hausgeist, der seinem Besitzer Wohlstand bringt. Allerdings können sie auch bösartig werden und ihrem Besitzer Schaden zufügen. Diese Beschreibung trifft im wesentlichen auf Cobold-Anleihen zu.“

 

Aus Bankkreisen ist zu vernehmen, dass die Cobold anleihen, die von der Lehman Brothers Pleite betroffen sind, ein genehmigtes Volumen von 310 Mio. Euro hatten. Hiervon sollen durch Privatanleger allerdings weniger als 100 Mio. Euro gezeichnet worden sein. Wie viel Geld die Anleger in die Colibri-Anleihen investiert haben, ist nicht bekannt.

Zu ersten Schlagzeilen im Bereich der Cobold-Anleihen hatte die Verstaatlichung der US-Bank Freddie Mac geführt. Die Cobold-Anleihe 54 verlor hierauf ca. elf Prozent ihres Nominalwertes. Die Probleme um die US-Investmentbank Bear Stearns wirkten sich auf die Cobold-Anleihen hingegen nicht aus, da die Bank übernommen wurde.

Beratungsverschulden:

Chancen für geschädigte Anleger sind dann gegeben, wenn die Anleihen ihnen von der beratenden Bank nicht richtig erklärt worden sind. Hier ist sicherlich nicht allen Anlegern klar gewesen, dass Credit Linked Notes hohe Risiken haben. Diese Risiken sind wesentlich höher, als wenn die Anleger ihr Geld direkt in Anleihen der verschiedenen Banken investiert hätten. Dies liegt darin begründet, dass bereits beiden Ausfall einer Bank ein größer Verlust in der Anleihe entsteht. Dieses wäre bei einer Anleihe bei den verschiedenen Einzelunternehmen nicht so schlimm gewesen, da nur ein Teil des Vermögens durch die Pleite einer Bank betroffen gewesen wäre.

 

Zu den Anleihen wird teilweise sogar die Auffassung vertreten, dass diese wegen ihrer nicht unbeträchtlichen Risiken, überhaupt nicht für private Anleger geeignet seien. Es handele sich hier um ein professionelles Produkt.

 

Anleger, die von ihrer Bank nicht richtig über die Risiken der Anlage aufgeklärt worden sind, sollten sich in jedem Fall an einen auf das Bank- und Kapitalmarktrecht spezialisierten Rechtsanwalt wenden.

 

Betroffene Anleihen:
Cobold 54 – ISIN: DE000DZ2AXX5 – Probleme mit Freddie Mac
Cobold 62 – ISIN: DE000DZ8F2A8  – Probleme mit Lehman Brothers
Cobold 64 – ISIN: DE000DZ8F3B4 – Probleme mit Lehman Brothers
Cobold 74 – ISIN: DE000DZ8PQE4 – Probleme mit Lehman Brothers
Cobold 75 – ISIN: DE000DZ1GYX2  – Probleme mit Lehman Brothers
Cobold 76 – ISIN: DE000DZ8PQh3 – Probleme mit Lehman Brothers
Colibri – ISIN: DE000CB4GYM8 – Probleme mit Lehman Brothers

Die Artikel Highlights

Empfehlung von Dr. Thomas Schulte wegen großer Erfahrung und erfolgreicher Prozessführung, z.B. Titelbeitrag im Magazin „Capital“, Ausgabe 07/2008.

Der Beitrag schildert die Sach- und Rechtslage zum Zeitpunkt der Erstellung. Internetpublikationen können nur einen ersten Hinweis geben und keine Rechtsberatung ersetzen.

Ein Beitrag aus unserer Reihe "So ist das Recht - rechtswissenschaftliche Publikationen von Dr. Schulte Rechtsanwalt" registriert bei DEUTSCHE NATIONALBIBLIOTHEK: ISSN 2363-6718
22. Jahrgang - Nr. 578 vom 24. November 2008 - Erscheinungsweise: täglich - wöchentlich

Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest