Geht der Doktortitelkauf nach der Guttenberg-Affäre in Deutschland weiter? Vom Leben auf der Überholspur.

Empfehlung von Dr. Thomas Schulte wegen großer Erfahrung und erfolgreicher Prozessführung, z.B. Titelbeitrag im Magazin „Capital“, Ausgabe 07/2008.

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Recht und Gesetz

Von Rechtsanwalt Dr. Thomas Schulte, Berlin – In Deutschland gab es im Jahre 2009 gemäß den Angaben des Statistischen Bundesamtes insgesamt 25.084 abgeschlossene Promotionen – allen voraus die Mediziner und Gesundheitswissenschaftler mit mehr als 30 % gefolgt von den Naturwissenschaftlern mit einem Anteil von 29,6 %.

Während in den Bereichen Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften immerhin noch 14,1 % Doktoren abschlossen, waren es bei den Sprach- und Kulturwissenschaftlern 10,5 % und bei den Ingenieurswissenschaftlern 9,3 %.  Promotionen öffnen bekanntlich Tür und Tor; einige möchte aber nicht hart für die Promotion arbeiten, sondern gerne auf der Überholspur leben und den Doktorhut kaufen.

Wie viele dieser Doktoranden die Promotion selbst in harter Arbeit bewältigt haben und wie viele sich eines Promotionsberaters bedient haben, sagt die Statistik nicht aus. Prof. Manuel René Theisen von der LMU München in einem Focus-Artikel am 25.08.2009, dass man generell davon ausgehen kann, dass 2% aller in Deutschland geführter Doktortitel nicht rechtmäßig erlangt worden sind und Doktormacher entsprechende Beihilfe geleistet haben. Ob das stimmt weiß man nicht. Nur manchmal lichtet sich das Dunkel wie weiland bei Karl May, der auch unrechtmäßig einen Doktortitel führte und bekanntlich ca. 1.500 Sprachen auf der Zunge führte.

Doch wie arbeiten die Doktormacher bzw. Promotionsberater?
Ein Blick in die SPIEGEL-Ausgabe Nr. 12/2011 zeigt gleich ein negatives Beispiel auf. Der Internationale Akademische Austauschdienst Hamburg (IAAD) unter der Leitung von Promotionsberater Dr. Paul Jensen verspricht seinen Klienten Beratung und Begleitung in Promotionsverfahren, welche innerhalb eines Jahres in Osteuropa abgeschlossen werden können. Dabei muss doch insbesondere ein Promotionsberater wissen, dass nach den neuesten Bologna-Verordnungen für ein Promotionsverfahren mindestens eine Promotionszeit von drei Jahren obligatorisch ist. Ferner expliziert der SPIEGEL-Artikel, dass Jensen Doktortitel aus Costa Rica und Mexiko innerhalb weniger Wochen offeriert. Dabei sind laut Auskunft der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen Bonn die Doktorgrade mittel- und südamerikanischer Staaten, insofern diese im Rahmen von internationalen Fernstudienabkommen erlangt werden, in Deutschland in keiner Weise führbar. Die Machenschaften des IAAD sind damit als ziemlich bedenklich zu werten.
Andere angebliche Promotionsberater, die der Autor selbst kennenlernen durfte, waren offensichtlich insolvent oder der deutschen Sprache nicht mächtig.
Sowohl die Erfahrungen beim IAAD als auch bei der West Promotionshilfe werfen kein gutes Bild auf die Branche der Promotionsberater. Doch trotz alledem ist die Nachfrage nach dem Doktortitel in Deutschland weiterhin ungebrochen. Hilfen sind nur in ganz beschränktem Umfang erlaubt; es geht um die eigene geistige Leistung. Wer sich hier helfen lässt, fällt auf die Nase wie unlängst vor dem Amtsgerichts Charlottenburg eine Studentin erfahren musste. Sie beauftragte einen Geistschreiber, der arbeitete schlecht und die Studentin wollte ihr Honorar zurückfordern. Dies würde eine sittenwidrige Handlung darstellen, sagte die Richterin und wies die Klage ab. Bei nichtkonformen Verhalten kann der Doktorgrad auch nachträglich durch die Universität wieder entzogen werden. Dagegen kann ein Promotionsberater bei der Suche nach einem fachlich kompetenten Doktorvater behilflich sein, welcher sich punktuell mit dem Forschungsthema des Doktoranden befasst und den Doktoranden zur Universität begleiten. Ferner darf er mit seinen Klienten regelmäßige wissenschaftliche Diskussionen über den jeweils aktuellen Stand der Dissertation führen, Anregungen im Rahmen eines Coaching geben oder den Doktoranden auch über Fördermöglichkeiten (Doktorandenstipendien o. a.) aufklären. Dieses Coaching ist in Ordnung, mehr aber auch nicht.

Die Kanzlei ist seit 1995 schwerpunktmäßig auf dem Gebiet des Kapitalanlagen- und Bankenrechts sowie auf dem Gebiet des Verbraucherschutzes tätig und vertritt bundesweit die Interessen einzelner Anleger. Die Kanzlei verfügt über zwei Büros in Berlin. ?Ergänzende Absenderangaben mit allen Kanzleistandorten finden Sie im Impressum auf unserer Internetseite www.dr-schulte.de

Dr. Thomas Schulte

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Ein Beitrag aus unserer Reihe "So ist das Recht - rechtswissenschaftliche Publikationen von Dr. Schulte Rechtsanwalt" registriert bei DEUTSCHE NATIONALBIBLIOTHEK: ISSN 2363-6718
22. Jahrgang - Nr. 744 vom 13. April 2011 - Erscheinungsweise: täglich - wöchentlich

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